Kloster und Pfarrkirche Suben

 

Stift Suben liegt hoch auf der Schotterterrasse am Ostufer des Inns auf einer natürlich geschützten Landzunge, die vom tief eingeschnittenen Subener Bach und vom Inn gebildet wird. Hier war vermutlich eine keltische, vorgermanische Niederlassung. Später stand dort eine römische Befestigungsanlage zum Schutz der Innschifffahrt. Im 11. Jahrhundert waren große Teile des Gebietes am unteren Inn Besitz der Grafen von Formbach (Vornbach), die an der Stelle der Römerbefestigung in Suben eine Burg mit der Kirche St. Lambert errichteten, ähnlich wie im benachbarten Vornbach. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wurden die beiden Burgen Suben und Vornbach von zwei Töchtern des Grafen Heinrich von Formbach zu weltlichen Kollegiatstifen umgewandelt und mit Besitzungen und Rechten ausgestattet (Suben erhielt z.B. das Überfuhrrecht über den Inn bis Schärding).

Suben wurde von Tuta gegründet, der Sage nach in Erfüllung eines Gelübdes wegen Errettung aus Wassernot auf dem Inn. Tuta war später wahrscheinlich mit einem Angehörigen des ungarischen Königsgeschlechtes der Arpaden verheiratet – der legendären Überlieferung nach soll sie sogar dem ungarischen Königshause selbst entstammen (siehe die Grabinschrift in der Stiftskirche, wo fälschlicherweise als Todesjahr 1136 steht). Tutas Gründung verfiel bald wieder, bis ein Sohn des Grafen Udalschalk von Formbach, der bedeutende kirchliche Reformer Altmann (von 1124 bis 1149 Bischof von Trient), etwa seit 1126 Stift Suben durch große Schenkungen im Innviertel, in Kärnten, in der Steiermark und in der Wachau zu einer soliden wirtschaftlichen Grundlage verhalf. Um 1144 übergab Bischof Altmann das Stift dem Salzburger Domkapitel zur Errichtung eines Augustinerchorherren-Stiftes. Die Besiedelung erfolgte möglicherweise von Aldersbach aus. Suben erhielt von Salzburg und von den bayerischen und babenbergerischen Herzögen wichtige Privilegien, z.B. Maut-(Zoll)freiheiten, doch blieb die wirtschaftliche Entwicklung unbedeutend, weil dem Stift fast keine Pfarren (Taufkirchen, Raab, Zell im Pramtal) inkorporiert waren. Über die innere Entwicklung des Stiftes ist kaum etwas bekannt, da die meisten Aufzeichnungen verloren sind. Die Zeit vom 30jährigen Krieg bis zur Aufhebung war die Blütezeit Subens, vor allem Dank der Persönlichkeit der Pröbste. Probst Scharrer (1676 – 1696) erhielt durch den Papst 1684 das Recht des Gebrauchs der Pontifikalien. Sein Nachfolger Gregor Raiffauer (1696 – 1720), der „Dritte Gründer“, ließ die verwahrlosten Stiftsgebäude neu errichten. Unter den Pröbsten Ildefons Schalkhammer (1763 – 67) und Wilhelm Weber, dem letzten Stiftsprobst (1767-84), wurde die Kirche neu erbaut und mit Mitteln aus der Land- und Weinwirtschaft finanziert. Am 6.3.1784 wurde das Stift von Kaiser Josef II aufgelöst und dem Nachbarstift Reichersberg unterstellt; 1785 wurde die Stiftskirche zur Pfarrkirche bestimmt, die Einkünfte erhielt 1790 der Generalvikar des neugegründeten Bistums Linz. 1810 kam das Innviertel vorübergehend wieder an Bayern. Napoleon vergab die aufgehobenen Klöster an verdiente Heerführer; General Fürst Wrede erhielt Suben. Für diesen Besitz bestand aber wenig Interesse, und daher wurde er 1854/56 veräußert. Der Ort wurde als politische Gemeinde vom Stift abgetrennt, die 145 Joch Stiftswald an Bauern versteigert und das Gebäude dem k.k. Strafhausfonds verkauft. Anfänglich hatten die Schwestern vom Guten Hirten die Leitung der Weiberstrafanstalt. Die Seelsorge wurde vom Orden der Franziskaner wahrgenommen. 1865 zogen die Schwestern in das ehemalige Kloster Baumgartenberg, und der Staat übernahm die Leitung der Strafanstalt. Am 13.8.1866 wurde die Anstalt in eine Männerstrafanstalt umgewandelt. 1932 Umwandlung in ein Arbeitshaus für Männer; 1975 Umwandlung in eine Strafvollzugsanstalt für Männer; derzeit als Justizanstalt geführt.

 

Baubeschreibung der Pfarrkirche

Die Kirche ist nicht auf den Fundamenten des romanischen Vorgängerbaues, sondern, wie Ausgrabungen 1969/70 zeigten, nach freiem Plan mit breiten Abmessungen errichtet worden. Der Innenraum ist ein einschiffiger, längsgerichteter Saal mit Chor, Hauptraum und Emporenraum auf kompliziertem Grundriss. Kennzeichnend ist die Tendenz, den Raum in einzelne, selbständige Kompartimente zu teilen. Das Ganze erscheint als eine ausgewogene Synthese von Achsial- und Zentralbau. Baumeister war der Münchner Simon Frey, die Fresken und Seitenaltarbilder stammen von Johann Jakob Zeiller aus Reutte/Tirol, das Hochaltarbild ist signiert von J.G. Unruhe aus Passau, einem Schüler Paul Trogers. Die meisterhafte Stuckierung wurde von Johann Baptist Modler in leichten, zart vergoldeten Rocailleformen ausgeführt. Über den ganzen Innenraum sind weißgefasste Holzfiguren von Josef Deutschmann aus Imst/Tirol, verteilt: je vier Erzengel, Kirchenväter und Evangelisten. Die Orgelempore wurde von Martin Haller aus Passau ausgestattet. 

Sowohl die Orgel mit ihrem prachtvollen Prospekt, als auch das im Halbrund angeordnete Chorgestühl stellen ein Meisterwerk dar. Zur Vervollständigung der Innenausstattung der Kirche zählen die Kanzel, ferner beim Eingang die Holzstatue Tutas mit dem einzigen Modell der alten Kirche Subens in der Hand, der Geiselchristus und der heilige Michael bzw. Schutzengel, alle Josef Deutschmann zugesprochen. Gegenüber dem Eingang befindet sich die Grabplatte der Stifterin Tuta. Im südlichen Seitenraum sind Ausgrabungen der Fundamente der ehemaligen romanischen Basilika zu sehen. Die Turmvorhalle stammt aus der Wende 12./13. Jahrhundert. Im Zuge der feierlichen Weihe der neuen Kirche wurden auch die Reliquien der Märtyrer Benignus und Illuminatus in Glassarkophagen in den beiden Seitenaltären aufgestellt.